Gottfried Helnwein
Im 100er Flur/Raum 103 wurde die Ausstellung Gottfried Helnwein eröffnet –
seine Kunst provoziert, berührt, bringt ins Gespräch, regt zum Nachdenken an.
Das diesjährige Abschlussprojekt TEAMARBEIT entstand in den Fächern AGP Personal- und Arbeitsorganisation mit Kunst/Gestaltung. Praxisprojekte dieser Art sollen die im aktuellen Schuljahr gelernten Schlüsselkompetenzen in Einklang mit fachlichen Inhalten bringen, etwas Ganzes auf Basis der individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schüler:innen schaffen. Alle sind gefordert, sich in Planung und Realisierung einzubringen sowie kreative Lösungen bei Problemen zu finden -das Ergebnis wäre sonst gefährdet.
Hier stand eine Kunstausstellung mit Raumgestaltung im Mittelpunkt mit dem besonderen Angebot eines praktischen Workshops unter dem Aspekt „Schüler:innen führen Schüler:innen“. Nicht gerade einfach für die beiden gemeinsam an einem Projekt arbeitenden Berufsfachschulklassen BO25 und BO29, denn es ging um nichts weniger als das künstlerische Schaffen Gottfried Helnweins.
Der Bezug zu seiner Kunst beeinhaltet die schwierige Auseinandersetzung der Schüler:innen mit dem Thema Gewalt – und wer stellt sich diesen Themen schon gern und ohne mulmiges Gefühl? Im Projekt entstanden zuerst Klassenraum-Dekorationen in Bild und Skulptur nach Gottfried Helnweins Gemälden, es ging um häusliche Gewalt, über Missbrauch, dem wehrlosen Ausgesetztsein usw. bis zu den Fragen, ob Computerspiele Gewalt verherrlichen. Oder ob Waffen als Kinderspielzeug taugen. Was ist noch Spiel? Was ist Realität? Sind Beleidigungen, Unfallverletzungen durch Autoraserei mit dem Handy am Steuer auch zu einer Form von Gewalt zu zählen?
Nicht zuletzt regte das Thema von immer wiederkehrenden Kriegen in der Geschichte der Menschheit und deren furchtbare Folgen zum Nachdenken an. Denn wen kümmert schon der Frieden, wenn Frieden ist? Dankbarkeit über unseren Frieden und unseren Wohlstand kamen genau so in den Diskussionen zu Tage wie das absolut erschreckende Phänomen, das in der heutigen Zeit Kinder selbst Gewalt an Kindern ausüben…
Vielleicht gelingt es uns, mit diesem Projekt zum Nachdenken und Innehalten anzuregen und lässt uns ein wenig toleranter im Umgang miteinander werden, in Worten und Taten.
Zum Künstler GOTTFRIED HELNWEIN
Zum 75. Geburtstag von Gottfried Helnwein zeigt die ALBERTINA Wien eine große Ausstellung der Werke der letzten zwei Jahrzehnte.
Das Werk des in Wien geborenen Künstlers Gottfried Helnwein ist von der Auseinandersetzung mit den Themen Schmerz, Verletzung und Gewalt geprägt. Als zentrales Motiv dient ihm das verletzbare, wehrlose Kind, das stellvertretend alle psychologischen und gesellschaftlichen Ängste verkörpert.
Helnweins hyperrealistischen Bilder, die immer nach einer fotografischen Vorlage entstehen, bestechen durch ihre technische Perfektion. Helnwein gilt bis heute als Provokateur, übt er doch von Beginn an mit seinen Werken Kritik an der Gesellschaft: „Meine Bilder haben schockiert, weil ich sichtbar gemacht habe, was die Leute lieber unsichtbar gelassen hätten." (Text in Anlehnung an die ALBERTINA Wien)
Die Ausstellung ist vom 25. Oktober 2023 bis zum 18. Februar 2024 in der ALBERTINA Wien zu sehen und ab sofort im 100er Flur an unserer Schule. KH
"Ich bin immer wieder überrascht, welche Reaktionen meine Bilder manchmal auslösen können: manche Menschen sind empört, beleidigt, peinlich berührt, verunsichert, verwirrt, und fühlen sich bedroht durch ein Stück Leinwand mit ein paar Milligramm Farbe darauf. Sie wissen sogar, dass das, was sie auf meinen Bilder sehen nur Fiktion ist.
Und trotzdem: In den Medien können sie täglich reale Kriege, Morde, Folter und Tote sehen, ohne ein Problem damit zuhaben und in Action-Filmen haben sie sogar Unterhaltungswert. Von einem Stück Leinwand hingegen werden sie aus der Bahn geworfen."
Gottfried Helnwein