Gender + Satire + Bollywood = Oper?!
Ja! Aber nicht nur irgendeine Oper - das Barock-Opernfestival in Bayreuth
Ein satirisches, kurzweilig-komisches, packendes, optisch und akustisch faszinierendes Erlebnis in den Zeiten der Gender-Diskussionen! Die Oper "Alessandro nell’Indie" in Bayreuth.
Oper bedeutet nur Langeweile und steife Sänger mit verstaubten Barockperücken? Na, da habt ihr euch gewaltig geirrt! Es wird Zeit für einen ganz frischen, unvoreingenommenen, neugierigen Blick in die moderne Oper! Und nach einem ersten Einblick in das musikalische Battle des Königspaares staunen alle - von Berufsfachschüler:in bis hin zum handfesten Zimmerer - nicht schlecht. Und nicht nur darüber, was Rigoletto oder gar die Königin der Nacht hier zu suchen haben…
Im vergangenen Jahr wurde das Barockfestival in Bayreuth mit "Alessandro nell’Indie" von Leonardo Vinci eröffnet. Und uraufführungsgetreu waren ausschließlich Männer auf der Bühne zu sehen! Genau wie vor 300 Jahren, 1740 in Rom - denn der Papst verbannte Frauen damals von der Bühne. Daher übernahmen Männer die Rollen der Frauen, Kastraten früher, Countertenöre oder Sopranisten heute. Und in Bayreuth sah man den brasilianischen Sopranisten Bruno de Sá und den britische Countertenor Jake Arditti in den weiblichen Hauptrollen dieser rasanten Satire, alle Arien waren zudem mit Bollywood-Tänzen untermalt, in aufwendig knallbunt-schillernden Kostümen. Solch ein kurzweilig-komisches, packendes, optisch und akustisches Erlebnis in den Zeiten der Gender-Diskussionen! Die Oper "Alessandro nell’Indie"…
„… ist ein durchaus ernsthafter und doch vergnüglicher Kommentar zur Genderdiskussion, zu neuzeitlichen Geschlechteridentitäten: Mit voller Absicht schrieb der berühmte Textdichter Pietro Metastasio im 18. Jhdt. eine Satire auf die patriarchale Welt, lässt die Machos feminin aussehen und die Frauen die eigentliche Macht an sich reißen. Umgekehrte Welt also, keineswegs "verkehrte Welt", und wegen des exotischen Schauplatzes irgendwo an Indiens Grenzen, ist es auch noch ein Kommentar zur Kolonialismus-Debatte. Alle Solisten glänzten gleichermaßen, allen voran Countertenor Franco Fagioli als liebeskranker indischer König Poro, Maayan Licht als Alexander, Bruno de Sá als Königin-Diva und Jake Arditti als lebens- und liebespralle royale Schwester. Das wäre Futter für die Klatschpresse! Und das Tanz-Ensemble könnte jederzeit in der Zirkus-Hochburg Monte Carlo für satirischen Biss sorgen.“ (Peter Jungbluth)
„Dieses einzigartige Barockfestival findet in einem original erhaltenen Barocktheater statt: In Bayreuth ist das möglich. Das Publikum kommt aus der ganzen Welt ins Markgräfliche Opernhaus.“ (nach Kristina Kreutzer)
Am besten aber, ihr schaut und hört euch dieses Spektakel tatsächlich an - ihr werdet begeistert sein - und vielleicht reist ihr sogar einmal nach Bayreuth - es lohnt sich!
Alessandro nell'Indie
Alessandro nell'Indie von Leonardo Vinci auf Arte
Und das UNESCO Welterbe, das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth selbst: UNESCO Welterbe Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth
Es hat euch gefallen? Und solche Kultur-Highlights des Barock sollen bewahrt und diese Glanzleistungen gewürdigt werden? Dann wäre es richtig toll, wenn ihr Bayreuth Barock beim International Opera Award empfehlen würdet - ihr könnt ganz einfach unter https://operaawards.org/nominate/ klicken und euer Votum z.B. in den folgenden 6 Kategorien abgeben:
Director: Max Emanuel Cencic
Festival: Bayreuth Baroque
New Production: Alessandro nell‘Indie - Bayreuth Baroque
Opera Company: Bayreuth Baroque
Recording: Carlo il Calvo - Fagioli, Lezhneva, Cencic, Petrou (Parnassus)
Rediscovered Work: Alessandro nell’Indie - Bayreuth Baroque
DANKESCHÖN
Text und Bildrechte: BR/Kristina Kreutzer sowie Peter Jungbluth und Falk von Trauenberg/Bayreuth Barock, (c) bayreuth.media und einen ganz besonderen Dank für die Unterstützung und die freundliche Konversation an den Geschäftsführer von Bayreuth Barock, Herrn Dr. Clemens Lukas. KH
PS: Neugierig auf das aktuelle BayreuthBarock-Festival geworden?
https://www.bayreuthbaroque.de/program/
… und im Jahr 2023 zum Thema „STURM & DRANG“:
Georg Friederich H. aus Halle fragt: „Mein Vater ist ein bedeutender Arzt. Er verlangt, dass ich Anwalt werde. Aber ich liebe die Musik unendlich. Nur meine Mutter versteht mich und fördert mich. Was soll ich nur tun?“
Ob Georg Friederich tatsächlich Anwalt werden muss und wie das ausgeht oder wer gar mehr darüber wissen möchte, sollte z. B. den Promi-Big-Brother-Container oder Flavio, den Langobardenkönig, den Barock und Louis XIV., William Hogarth… usw. kennen oder sich ganz einfach auf „Flavio, Re de‘ Langobardi“ in der frech-satirischen Inszenierung von und mit Max Emanuel Cenčić freuen - genau wie ich. Bleibt am Ende nur noch die Frage zu klären, was sich in 300 Jahren seit 1723 geändert hat? Nichts! KH