KFZ-Mechaniker in Ausbildung macht ein Auslandspraktikum bei SCANTEC
Meine Familie und ich, wir leben Seite an Seite mit unseren belgischen Nachbarn, und doch weiß man
so gut wie nichts über die Menschen und die Gepflogenheiten auf der anderen Seite der Grenze. Wir
freuen uns über die leckeren belgischen Fritten, die traumhaften Lütticher Waffeln und die köstlichen
Pralinen. Aber wie arbeiten denn unsere belgischen Nachbarn? – Wie es also jenseits der Grenze ist,
hat mich schon lange interessiert, doch es fehlte eine realistische Möglichkeit, dies herauszufinden.
Als unser Berufsschullehrer (Kfz-Abteilung BK Simmerath – Helmut Leclere) auf ein Austauschprojekt
in der Schule aufmerksam machte, war ich natürlich sofort interessiert, besonders da auch die Möglichkeit
besteht, einen belgischen Gesellenbrief zu bekommen.
Als deutscher Praktikant im Rahmen eines EU-Auslandspraktikums (ERASMUS+) hatte ich mich auf
Französisch um einen Platz in einer belgischen Lkw-Werkstatt (SCANTEC Eupen) bemüht. Sechs Jahre
Französisch-Unterricht bieten solide Grundkenntnisse. Der Werkstattinhaber war darüber positiv
überrascht und lud mich zu einem Bewerbungsgespräch ein, das aber auf Deutsch geführt wurde. Er
hatte noch nie einen „europäischen Praktikanten“ und freute sich mit mir zusammen auf die bevorstehende
Zeit. Ich erfuhr, dass einige der Mechatroniker zweisprachig seien, einige aber nur Französisch
sprächen. Darüber war ich zunächst etwas besorgt, ob ich den Aufgaben und Gesprächen mit
meinen Sprachkenntnissen wohl würde folgen können. Es ist schon etwas Anderes, Anleitungen in
einer fremden Sprache zu lesen oder Ausführungen und Gespräche zu verstehen. Da meine Kollegen
aber sehr nette Menschen sind, haben sie mich immer unterstützt, wenn es einmal Probleme mit der
Verständigung gab. Sie honorierten auf jeden Fall, dass ich mich bemühte, der Fremdsprache gerecht
zu werden. Besonders komfortabel ist es, dass alle Programme und Arbeitsanleitungen auf den Service-
PCs, die für die Arbeit benötigt werden, auf die jeweilige gewünschte Sprache eingestellt werden
können. So können sprachbedingte Missverständnisse und Unklarheiten sehr bequem vermieden
werden.
Aus dem Arbeitsalltag in der belgischen Werkstatt möchte ich folgende Aspekte besonders hervorheben:
Es herrscht ein sehr freundliches Arbeitsklima. Alle erscheinen mehr oder weniger pünktlich und arbeiten
konzentriert ohne die Vorgaben von Arbeitswerten. Keiner bummelt oder schindet Zeit. Es
zählt das gute Arbeitsergebnis und der bestmögliche Service für den Kunden, wobei der Druck von
vorgegebenen Arbeitszeiten fehlt. In den Pausen findet ein interaktives Miteinander und kein isoliertes
„Handydaddeln“ statt. Besonders praktisch finde ich die Arbeitskleidung: Das Tragen eines Overalls
verhindert kleinteilige Schmutzwäsche, die zu Hause gewaschen werden muss. Jeder verfügt über
mehrere Overalls, die der Betrieb waschen lässt. Bezüglich der Arbeitssicherheitsbestimmungen
konnte ich keinerlei Unterschiede zu einem deutschen Betrieb feststellen: Das Tragen von Arbeitssicherheitsschuhen
ist Pflicht, genauso wie der situationsabhängige Arbeitsschutz. Handschuhe, Gehörschutz
und Schutzbrillen werden selbstverständlich zur Verfügung gestellt, um etwaige Risiken zu
minimieren. Dabei möchte ich noch einmal besonders hervorheben, das stets immer aufeinander
geachtet wird, sodass eine kleine persönliche Unachtsamkeit schnell durch den Teamgeist entschärft
wird.
Die Werkstatt selbst verfügt über modernes Werkzeug und viele Hilfsmittel, die die schwere Arbeit
für die Mechatroniker erleichtert (Kräne, Kettenzüge, Gabelstapler, Ölzapfanlagen usw.). Da viel Wert
auf das Reparieren und nicht einfach das Ersetzen von Teilen gelegt wird, bieten sich im Laufe des
Tages viele interessante Tätigkeiten.
Bei SCANTEC hatte ich zum ersten Mal während meiner bisher dreijährigen Ausbildung die Gelegenheit
an einem Motor zu arbeiten. Der Motor wurde komplett auseinandergebaut, repariert / geprüft
und dann wieder zusammengesetzt. Das war eine großartige Erfahrung! Ich durfte außerdem mehrfach
bei sogenannten „Dépannages“ dabei sein, das heißt bei auswärtigen Reparaturarbeiten. Mit
dem Service-Wagen fuhren wir zu Fahrzeugen und Standmotoren, bei denen es galt, plötzlich auptretende
Schäden vor Ort zu reparieren und so eine Funktionsfähigkeit wieder herzustellen. Dabei zählt
vor allem die Kompetenz des jeweiligen Mechatronikers, die ich bei SCANTEC noch einmal ausdrücklich
hervorheben möchte.
Die zwei Wochen gingen wie im Flug vorbei! Ich möchte jeden Auszubildenden ermutigen, die Gelegenheit
wahrzunehmen und ein Auslandspraktikum zu machen. Es lohnt sich, Widerstände zu überwinden
und die Hilfe der Handwerkskammer in Anspruch zu nehmen. Am Ende winkt nicht nur ein
zweiter Gesellenbrief, sondern vor allem ein gestärktes Selbstbewusstsein und wertvolle Kontakte zu
netten Kollegen.